Tourismus in der VR China
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Wirtschaftlicher Hintergrund
Nach der Gründung der VR China im Jahr 1949 versuchte die Führung zunächst, die Wirtschaft nach sowjetischem Modell zu entwickeln. Entsprechend standen die Industrialisierung und die Förderung der Schwerindustrie im Vordergrund. Mit Massenkampagnen sollte die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung beschleunigt werden: der „Große Sprung vorwärts“ (1959–61) führte jedoch zu Hungersnöten mit Millionen von Opfern; die „Große Proletarische Kulturrevolution“ (1966–1976) hatte neben der Verfolgung von Intellektuellen und politisch unliebsamen Personen auch die Schließung von Schulen und Universitäten für nahezu zehn Jahre zur Folge.
Trotz aller politischen und gesellschaftlicher Turbulenzen wurden auch in den ersten drei Jahrzehnten durchaus bemerkenswerte wirtschaftliche Erfolge erreicht: zwischen 1952 und 1975 stieg etwa das Bruttoinlandsprodukt (GDP) jährlich um durchschnittlich 6,7 Prozent, und auch bei der medizinischen Versorgung und im Bildungsbereich gelangen enorme Fortschritte. Da jedoch besonders die Entwicklung der Schwerindustrie im Vordergrund stand, verbesserten sich der Lebensstandard der Bevölkerung und Konsummöglichkeiten nur überaus langsam.
Dies sollte sich erst nach dem Tode Mao Zedongs (1976) ändern. Eine Gruppe von Politikern um Deng Xiaoping führte ab 1979 radikale Wirtschaftsreformen durch: mit einer Politik der Öffnung und der Modernisierung will man seitdem einen „Sozialismus chinesischer Prägung“ aufbauen. Mit anderen Worten könnte man sagen, dass neben dem Sozialismus als politischem System (die Kommunistische Partei hat weiterhin das Machtmonopol) der Kapitalismus als wirtschaftliches System eingeführt wurde.
In wirtschaftlicher Hinsicht hat sich diese Konzeption bewährt: besonders in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts setzte ein rasantes Wirtschaftswachstum ein, das bis heute anhält.
Folgen dieser Entwicklung sind auch ein rasches Anwachsen der Stadtbevölkerung und die Entstehung einer immer größer werdenden wohlhabenden Mittelschicht.
Die Boston Consulting Group schätzt diese zahlungskräftige städtische Mittelschicht auf 150 Millionen (im Jahr 2010) ein. Und immer mehr dieser „reicheren“ Bürger geben ihr Geld für Reisen aus – im Inland wie auch im Ausland.
Binnentourismus
Die Zahl der Inlandsreisen ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Besonders in der sogenannten „Goldenen Woche”, wenn die Mitarbeiter der meisten Betrieb eine Woche Urlaub erhalten, um am Chinesischen Neujahrsfest (Ende Januar/Anfang Februar) ihre Familien besuchen zu können, scheint ganz China auf Achse zu sein. Für das Jahr 2011 wurde die Zahl der Inlandsreisen auf 2,26 Milliarden geschätzt. [1]
[1] China Tourism Academy: 2012《中国旅游经济蓝皮书(No.4)》研究成果Zhongguo lüyou jingji lanpishu (No.4) yanjiu chengguo (Ergebnisse der Studie „Bluebook zur chinesischen Tourismuswirtschaft (No. 4), 2012”) –
Der Originalartikel findet sich hier.
Incomingtourismus (Inbound)
Nach 1949 besuchten zunächst nur sehr wenige Touristen die VR China, des öfteren aus politische Gründen oder als Gäste der Regierung oder staatlicher Organisationen. Die politische und wirtschaftliche Öffnung ab 1979 hatte aber auch ein Anwachsen ausländischer Touristenzahlen zur Folge. Besonders seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts kann man von einem regelrechten "China-Boom" im Tourismus sprechen. Da ausländische Unternehmen inzwischen vergleichsweise problemlos in China investieren können, haben dort auch die bekannten internationalen Hotelketten Häuser eröffnet wie beispielsweise Hilton, die Accor-Gruppe, Sheraton und viele andere.
Outgoingtourismus (Outbound)
Der zunehmende Wohlstand besonders der städtischen Bevölkerung ermöglicht immer mehr Chinesen Reisen ins Ausland. Noch stehen die leichter erreichbaren, nahe gelegenen Destinationen Ost- und Südostasien in der Beliebtheitsskala ganz oben: vor allem Hong Kong und Macau, aber auch Südkorea, Malaysia, Japan, Taiwan und Singapur. Daneben finden sich unter den "Top 10" noch die USA und Russland.
Doch auch europäische Destinationen werden bei chinesischen Touristen immer beliebter. Noch sind es relativ wenige, meist in Gruppen auf Rundreisen durch mehrere Länder unterwegs, der Aufenthalt an einem Ort ist daher meist kurz (typisch 1-2 Übernachtungen). Doch das Potential ist enorm.
Jahr Ausreisen (Mio.)
1995: 4,52
1996: 5,06
1997: 5,32
1998: 8,43
1999: 9,23
2000: 10,47
2001: 12,00
2002: 16,60
2003: 20,22
2004: 28,85
2005: 31,00
2006: 34,52
2007: 40,95
2008: 45,84
2009: 47,66
2010: 57,4
2011: 63
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Betreuung der Seiten, Übersetzungen: Thomas C. DAHN, Fachlehrer u. muttersprachlicher Lektor